Die Zukunft Europas entscheidet sich am 26. Mai auch in Bochum. „Europa steht am Scheideweg“, sagte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch beim Empfang zum 40. Geburtstag der Europa-Union Bochum. Die anstehende Europawahl entscheide über ein menschliches und emphatisches Europa, sagte Eiskirch und würdigte das Engagement der überparteilichen Europa-Union und auch der Städtepartnerschaftsvereine in der Stadt: „Das ist wichtiger denn je.“ Der Blick in die Partnerstädte zeige dies: Donezk in der Ukraine ist kriegsbetroffen, Sheffield vom Brexit. „Das ist kein abstraktes Europa, sondern hier findet Begegnung statt.“
1978 war der Kreisverband der bundesweit aktiven Europa-Union in Bochum gegründet worden – im Jahr vor der ersten Europawahl 1979. Auch mit dem Ziel, die eigene Arbeit irgendwann überflüssig zu machen, weil alle Parteien Europa dann leben würden, erinnerte sich der Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer (SPD) an die Gründungszeit: „Das ist nur zum Teil gelungen.“ Noch immer bedürfe es der Europa-Union, für die europäische Einigung zu werben. Der Grundgedanke sei, Brücken zu bauen, sagte der ehemalige Europaabgeordnete Christoph Konrad (CDU): „Und das kann man in der Europa-Union gut.“
Schäfer und Konrad waren jahrelang gemeinsam Vorsitzende des überparteilichen Bochumer Kreisverbandes. Zur dessen Geburtstag kamen am Freitagabend rund 80 Weggefährten zum Empfang ins Bochumer Rathaus. Wie vor 40 Jahren brauche es heute weiterhin mehr Begeisterung für Europa, aber auch mehr Aufklärung über Europa, so der Tenor von Reden und Podiumsdiskussion. „Die Europa-Union versucht, Europa vor Ort in Bochum zu sein“, betonten die beiden heutigen Vorsitzenden Lothar Gräfingholt und Jürgen Mittag. „Europa ist gelebte Zukunft – kein Kissen, auf dem man sich ausruhen kann“, so Mittag.
„Man demonstriert für ein gemeinsames Europa, indem man Haltung zeigt“, sagte Axel Schäfer. Die europäische Einigung sei das wichtigste Interesse Deutschlands: „Deutschland geht es nur gut, wenn es den Nachbarn nicht schlecht geht.“
Mehr Solidarität in Europa forderte auch Iryna Nesterenko als Vertreterin der Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) in Bochum. Dafür brauche es aber auch in Deutschland mehr politische Bildung: „Es ist schwer, Leute für etwas zu begeistern, das sie nicht verstehen.“
Das Vermitteln Europas ist seit sieben Jahrzehnten das Kernanliegen der Europa-Union in Deutschland, vier Jahrzehnte davon auch in Bochum. Der Kreisverband hätte dazu viele Impulse gesetzt, von denen die Europa-Union in Nordrhein-Westfalen profitiere, sagte Landesverbands-Geschäftsführerin Kirsten Eink: „Bochum ist eine Stadt mit europäischer Vergangenheit und auch mit einer europäischen Zukunft.“
Anschließend wurden die langjährigen Mitglieder durch die Vorsitzenden Lothar Gräfingholt und Prof. Dr. Jürgen Mittag geehrt