Es gilt wieder die Sommerzeit…

In der vergangenen Nacht wurden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Damit gilt wieder die „Sommerzeit“ und dies in ganz Europa. Während sich ein Teil der Bevölkerung darüber freut, dass es nun abends wieder länger „hell“ ist und man die Freizeit länger im Freien genießen kann, hat ein andere Teil mit der Zeitumstellung Probleme. Auch Tiere folgen ihrer inneren Uhr und nicht einer Armbanduhr.

Im Jahr 2018 hatte die EU-Kommission unter dem damaligen Kommissionspräsidenten Jean-Claude  Juncker eine Konsultation der Bevölkerung durchgeführt, deren Ergebnis eine eindeutige Mehrheit zur Abschaffung der Zeitumstellung ergab. Allerdings war die Verteilung der Stimmen für eine Abschaffung ziemlich ungleich. Während sich in Deutschland rd. 3,79% der Bevölkerung an der Umfrage beteiligten, waren es in Finnland nur 0,96% und in den Niederlanden nur 0,16%. Somit ist die „eindeutige Mehrheit“ relativ zu betrachten.

Am 26. März 2019 stimmten 410 Abgeordnete des EU-Parlaments für die Abschaffung der Zeitumstellungen, 192 dagegen. Die letztmalige Umstellung soll(te) demnach im Jahr 2021 erfolgen.

Nun, die Beratungen darüber, was für eine „Zeit“ zukünftig gelten soll, sind noch nicht abgeschlossen. Soll es dauerhaft die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) – bisher „Winterzeit“ – sein oder die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ)? Denn Zeit hat natürlich für den Handel und die Kommunikation miteinander erhebliche Auswirkungen. Wenn der polnische Spediteur in sein Büro kommt, kann er unter Umständen noch nicht mit seinem portugiesischem Kollegen telefonieren weil dieser noch im Bett liegt. In die andere Richtung ergibt sich das Problem am Abend.

Während „früher“ die Zeit an einem Standort durch den Stand der Sonne am Himmel bestimmt wurde („Es ist Mittag, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat.“) und dies bei der Festlegung der Zeitzonen auf der Erde berücksichtigt wurde, greift eine dauerhafte Sommerzeit massiv in diese „gefühlte“ Zeit ein. Eine ständige Sommerzeit würde bedeuten, dass die Sonne im Nordwesten Spaniens im Winter erst nach 10 Uhr vormittags aufgeht, im Osten Polens bei einer permanenten Normalzeit im Sommer bereits gegen 3 Uhr nachts. Und dieses unnatürliche Verhältnis zwischen „Uhrzeit“ und Lauf der Sonne könnte nur durch einer Veränderung der Zeitzonen behoben werden.

Man kann also feststellen, dass die Abschaffung der Zeitumstellung mit einer Beibehaltung der bisherigen „Sommerzeit“ keine Lösung ist, die allen Menschen in der EU gerecht wird. Warten wir also ab, ob sich bis zum letzten Sonntag im März des Jahres 2022 etwas an der Sache ändern wird. Dann stünde nämlich die nächste Umstellung von Winter- auf Sommerzeit an. Wobei ich glaube, dass die Europäische Union derzeit wichtigere Aufgaben hat, als eine gemeinsame Zeit zu vereinbaren.

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